DER TAUCHER (1985)
An den dampfenden Küsten des Haimeeres war der carpensische Taucher Dhounio wohlbekannt, und die Töchter der Fischer erröteten bei der Nennung seines Namens. Keine Perlenbank war ihm unbekannt, und keiner der Taucher seiner Zeit konnte mit ihm konkurrieren, galt es in den verschwommen grünen Tiefen des Meeres die sagenhaften Geisterperlen zu finden, für die die kalforschen Händler, die an der Küste entlang ihre Kontore hatten, Höchstpreise zahlten.
Nur der Taucher Dhounio konnte solange unter Wasser bleiben, wie es dauerte, eine vollständige Rhinomuschel vom Grunde abzulösen. In seiner Hütte stapelten sich die Trophäen seiner Tauchabenteuer: Goldene abyssische Muschelschalen, von Kristallen überzogene geborstene Krakenpanzer, Reliquien der alten Städte, die vor ungezählten Äonen im noch jungen Haimeere versunken waren. Reliquien, die der Taucher in den von Tang und Schleim überzogenen geborstenen Mauern jener verschollenen Kulturen gefunden hatte.
So tauchte er und fand sein Glück in der grünlichen Tiefe des Meere in den fleischigen Innereien von Muscheln, zwischen den morschen Planken versunkener Piratengaleeren aus dem fernen, kalforschen Norden. Doch jedes Glück mag einmal enden, und die grimmen Parzen bestimmen es ungeachtet aller Proteste, trotz Qual und Ungerechtigkeit. Doch wie sollte dies der junge Taucher wissen, als er frühmorgens seine Segel setzte; und ins offene Meer hinaus sich treiben ließ.
Die Fahrt ging stetig, Bald schon sagte ihm die außergewöhnliche Rotfärbung des Meeres, dass er sich einer Kolonie der sehr wertvollen, hochgiftigen Feuermuscheln näherte, deren Schalen wertvolle Pulver und Extrakte ergaben, die er mit viel Gewinn nach Texé oder Milesium verkaufen konnte. So warf er den Anker und ließ sich, nachdem er die Segel niedergelegt hatte, in das kühle, violette Wasser gleiten, dann in die Tiefe herab...
Der Atem pochte in seinem muskulösen Leib, als er in die Tiefe sank, von einem Stein herabgezogen, den er bald fallen ließ, als er die Tiefe erreicht hatte, in der die Feuermuscheln wuchsen. Und dort waren sie auch, Reihe an Reihe, rot-giftig glühend im schlammigen grünen Wasser.
Dhounio ließ sich auf die Muscheln zutreiben und löste mit ein paar geschickten Schnitten vier Muscheldeckel ab, die er in dem Netz verstaute, das an seinem Gürtel befestigt war. Dabei machte er einen grünlich phosphoreszierenden Lichtschein nur wenige Schritte entfernt aus, aber er hatte bereits zuviel Luft verbraucht, um dies noch untersuchen zu können.
So ließ er sich eilig nach oben schießen. Über dem Meer wehte eine steife Brise. Er warf die roten Muschelschalen in sein Boot und nahm einen weiteren Stein an sich. Er grinste seltsam und sank dann in Gedankenschnelle wieder herab in die klammen Tiefen der See, auf das verlockende grünliche Leuchten zu. Der Atem pochte in ihm, und sein Herz dröhnte in dem kühlen Kerker, als er wieder derunten war. Waren nicht die herrlichen Edelsteine von Mech, die Zamarani, solchermaßen leuchtend? Dhounio glitt näher auf das Leuchten zu. Wahrlich! Dies war ein solch immens wertvoller Edelstein, der auf einem fleischigen Stängel zu thronen schien. Habgier packte den Taucher, und eilig schwamm er darauf zu und packte den köstlich grün schimmernden Zamarani.
Einen Augenblick später zerriss Aufruhr das grünliche Meer. Zähne zerfetzten Fleisch, schrille Schreie erstickten in der Tiefe. Knochen barsten, dann war wieder Ruhe eingekehrt, und nur eine dunkle Wolke roter Schwaden kündete noch von der Anwesenheit eines Menschen in der Tiefe.
Eine ungeheure Wesenheit, kalt und schleimig, mit perlmuttnen Schuppen gepanzert, verdaute das Fleisch des Tauchers. Dann streckte der Angler neuerlich seinen Köder aus, auf dem verlockend leuchtend ein großer, grünlich schimmernder, sehr wertvoller Edelstein thronte...
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