Bis dahin geniesst die Schneeflöckchen, die lautlos über diese Seiten rieseln wie die Schuppen aus dem Haar eines vergrämten Bibliothekars...
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...die neun schwarzrückigen Bücher zu prüfen, die immer noch auf den völlig verstaubten Bücherregalen standen. Sie waren alt, sogar sehr alt, so dass er sich genötigt sah, besonders vorsichtig zu sein, als er sie aufschlug, denn ihre Lederrücken knisterten schon. Auch waren sie von Schimmel und Stockflecken schon so geschädigt, dass einige von ihnen nicht mehr zu lesen waren - aber für einen Historiker wie Claußen waren sie von höchstem Interesse, waren sie doch recht ungewöhnliche und schwer zu bekommende Schriften aus den Randbereichen deutscher Romantik, deutlich dem Okkultismus zugeneigt - deshalb wohl für Ducasse mit seinen häufigen Randbemerkungen zu den theosophischen Lehren der Rosenkreuzer und anderer interessant.Ja, definitiv, das muss weg.
Eines war Eliphas Levis DOGME ET RITUEL DE LA HAUTE MAGIC, DOKUMENTE DER GNOSIS von Schultz, Bodins DE MAGORUM DAEMONOMANIA, Norks SITTEN UND GEBRÄUCHE DER DEUTSCHEN sowie ein HANDBUCH DES DEUTSCHEN ABERGLAUBENS von 1927, aber auch so eigentümliche Bücher wie FIGUREN DER ROSENKREUZER, das einen Stempel „Altona 1785“ trug, DAS BUCH VON THOTH aus dem Jahr 1788, Lars Stevensons KULTE DER ZEITEN aus dem Jahre 1901 und ein eigentümliches Buch, das ganz in schwarzes Leder eingebunden war und erst auf seiner dritten Seite seinen Titel, MYSTAGOGUS GNOSTICUS offenbarte.
In diesem Buch war es, in dem Claußen wie durch ein Wunder mehrere Blätter eng beschriebenen Papieres entdeckte. Er sah sofort, dass sie in der Handschrift Luc Ducasses beschrieben waren, aber da waren auch ein paar kleinere Blätter gelblichen Papieres in einer anderen Schrift, die vollständig unverständliche Zeichen aufwiesen.
Weiteres zur Erzählung "Das Haus im Walde", und den eigentümlichen Dingen, die mir bei der Bearbeitung dieser Erzählung begegnet sind... (auch: erste Gedanken zur Gothic Gematria)
10.08.2008 16:58:07
Diese und jenes verfeinert. Mit der magischen Bibliothek, die in der Geschichte erwähnt wird, bin ich unzufrieden, es unwahrscheinlich, dass man so etwas nach den Geschehnissen dort stehen lassen würde. Dies sollte auf jeden Fall geändert werden – stattdessen habe ich mir den Spaß gegönnt, in einen der veröffentlichten Briefe ein Postskriptum einzufügen, in dem einige wirklich existierende Grimoires und Geisterbüchlein erwähnt werden. Zum Verkauf offen – schliesslich handelt es sich um Hamburger, die diese erschröcklichen Schriften sicherstellen. Mohltied!
Wiederum Notiz an mich: Die fiktive Landschaft und Ortschaften im Süden Hamburgs, in denen auch die Pyropunkgeschichten ihre Heimat haben, ist bereits so detailliert, das es schade wäre, sie durch Missachtung verkommen zu lassen. Es gibt immer wieder neue interessante Dinge da zu finden. Oder wusste man bisher, dass das Heysenberg-Haus der Familie Rothner benannt war nach den Großgrundbesitzern (Landadel?), denen weite Teil des Sterstorfer Forstes gehörten?
17.08.2008 21:51
Um die ganze Sache noch verwirrender, aber auch interessanter zu machen, habe ich mich mal nach anderen Gematria-Codes umgesehen. Denn wenn die Namen der Protagonisten schon in ein magisches Quadrat passen, kann man dies ja auch gleich interessanter gestalten. Nun bin ich über Agrippas Schema für lateinische Buchstaben bis herab zur Cabala Simplex geklettert, mit einem Blick hin zu sogenannten „Baconischen Chiffres“ und dem Maranatha-Puzzle. Insgesamt fand ich dann bei der Eingabe bei verschiedenen Kalkulatoren für diesen Fall die Cabala Simplex bis hoch zur 24 am einleuchtendsten. Hier gelten ganz zu recht I=J und U=V, und man kommt auf schöne runde Zahlen. LN = 24, DUCASS = 64, macht insgesamt 88. Fehlt noch das stimmlose E in „Ducasse“, das ist 5, alles zusammen 93! Ich werde das mal in ein schönes Puzzlebild verdröseln.
Und hier zur Sicherheit nochmal die Tabelle mit den Zahlenwerten... [LINK]
05.09.2008 15:49
Ich denke, das ist auch der Grund, warum ich die Cabala Simplex so unbefriedigend finde. Gut, man kommt also wenn man vernünftig ist, auf nur 24 Zeichen, aber warum da aufhören? Die griechische als auch die hebräischen Version der Numerologie sind untrennbar mit einem organisch gewachsenen Zeichensystem verzähnt, hier im Abendland kann man noch nicht mal mit Sicherheit sagen, wie das Zeichensystem heißt, das benutzt wird, ohne rot zu werden.
Alphabet kann es ja wohl nur heißen, wenn der erste Buchstabe ein Alpha ist. ABC ist wohl okay, aber kein wirklicher Name. Bereits die Römer fingen irgendwann an, Buchstaben zu verwenden, die sie eigentlich nicht brauchten, um griechische Fremdworte wiedergeben zu können, und alle anderen haben es ihnen nachgemacht. Eine deutsche Gematria oder sagen wir mal eine mitteleuropäische ist allein daher nicht möglich, weil es nicht einmal ein deutsches „Alphabet“ gibt. Das klingt jetzt irgendwie hart, unverdient, eigenartig oder skurril nationalistisch, ist aber durchaus richtig.
Wer zum Teufel braucht ein Y? Der meistgebrauchte Lautwert des Y ist vom Ü nicht zu unterscheiden, das allgemein bereits als Sonderzeichen gilt, zusammen mit anderen Doppelvokalen wie Ä und Ö. Die wurden früher aber noch locker ausgeschrieben und brauchten keine Sonderzeichen. Ligaturen sind was hübsches, aber eher eine Sache der Typographie als der Linguistik.
Wer zum Teufel braucht ein Y? In der deutschen Sprache kommt es nicht vor. Y ist die Form des Buchstabens mit gleichem Namen im wirklichen (griechischen) Alphabet, das den Lautwert U vermitteln soll – kleingeschrieben sieht ein Originalypsilon tatsächlich wie ein u aus. Der Römer an sich ist sparsam, da hat man sich für das U (oder V) einfach das Stengelchen gespart. Aber wenn V = Y, warum dann V + Y im Zeichensatz? Ähnliches gilt fürs W, V doppelt geschrieben. Die erste Ligatur, selbst im Englischen heißt es noch Doppel-U. Ein Doppel-A gibt es aber nicht, auch kein Doppel-I, was wahrscheinlich dem J am nächsten käme. Wundern wir uns, dass das Y in den meisten Sprachen als Doppel für das J oder einen weichen „Dsch“-Laut eingesetzt wird?
Nur mal so im Vorbeigehen… Wie beknackt der Buchstabe C eigentlich ist, und warum die deutsche Sprache eigentlich eher Zeichen für „Ch“ und „Sch“ braucht, könnt man ja mal später besprechen…
Die Erzählung "Das Haus im Walde", die in der ersten Ausgabe von REDMASK erscheint, ist annähernd 20 Jahre alt. So wie es aussieht, wird es wohl auch ebenso lange dauern, bis ich mit der Redaktion fertig bin...
09.08.2008 07:24:14
Zum Plot: Georg Claußen soll für die Universität Hamburg eine Forschungsarbeit ablegen, und entscheidet sich für einen bisher unerforschte Abschnitt im Leben eines der Künstler, die in den 20er Jahren den Kreis der so genannten „Goethegesellschaft“ bildeten. Denn irgendetwas geschah in einem Haus in den Wäldern südlich von Hamburg, über das nie wieder gesprochen werden sollte. Und je mehr Claußen über die damaligen Geschehnisse herausbringt, desto tiefer wird er in etwas hineingezogen, das nicht von dieser Welt ist… Eine Weird Fiction-Novelle in der Tradition von „Der Fall Charles Dexter Ward“ und „Träume im Hexenhaus“…
I have reached these lands but newlyFaszinierend, nicht? In späteren Versionen wird das Adjektiv "weird" gerne unetrschlagen, und irgendwie klingt es auch ein wenig nach den Abschlusstakten der Rocky Horror Show. Aber wenn Strapse und Reisregen auch durchaus seinen reiz haben, mir ging es beim Beginn des Projektes ja darum, leicht verdauliche (?) Genreliteratur unters Volk zu bringen - das Leben ist ja hart genug - in der Tradition der grossen Pulps der 40er, Schmutz und Schund und Rock'n'Roll, in dem der eine oder andere ungeschliffene Diamant aufblitzen soll** - der original German Pulp, ein hartes und ungeschöntes Magazin wie Weird Tales, Startling Stories oder Black Mask. Klar, irgendwas mit Nemed House oder so wäre sicherlich als Eigenwerbung sinnvoll, aber vom Hocker reisst es nun auch keinen. Greenmask? Nach meinem Familiennamen? Klingt irgendwie nach Robin Hood oder einem unerfahrenen Serienhelden, das Greenhorn mit der Maske oder so (hmm... okay, bitte notieren!). Aber so ist die Spannung? Wo ist der Horror? Wo ist das Drama, Baby?
From an ultimate dim Thule —
From a wild weird clime, that lieth, sublime,
Out of SPACE — out of TIME.
The Masque of the Red Death.
THE "Red Death" had long devastated the country. No pestilence had ever been so fatal, or so hideous. Blood was its Avator [[Avatar]] and its seal — the redness and the horror of blood.
Und dazu passt dieses Zitat von Michel Mourlet, Mitherausgeber der "Cahiers de Cinéma" (DER Filmzeitschrift schlechthin) aus dem Jahre 1960:"Charlton Heston ist ein Axiom. Sein Dasein ist eine Tragödie in sich und für sich, und allein seine Präsenz in welchem Film auch immer genügt, um diesen mit Schönheit zu erfüllen. Die gebändigte Gewalt in seinen düster umwölkt leuchtenden Augen, sein adlergleiches Profil, der hochmütige Bogen seiner Augenbrauen, die charakteristischen Wangenknochen, die bitter-harten Linien seines Mundes, die sagenhafte Kraft seines Körpers - all das kann selbst der schlechteste Regisseur nicht zerstören. In diesem Sinne kann man sagen, daß Charlton Heston allein durch seine Existenz eine genauere Definition all dessen, was Kino ist, darstellt, als es Filme wie HIROSHIMA, MON AMOUR oder CITIZEN KANE jemals können, denn deren Ästhetik ignoriert Charlton Heston oder zweifelt an ihm."Was für ein Urteil, oder? Und so richtig wie unrichtig in einem!