Mittwoch, Februar 28, 2007

Huixtocihuatl? Häh?

Ich bezweifle es zwar, dass ich das vor 20 Jahren gewusst hatte, aber anscheinend ist es doch einfacher, die Haimeergeschichten aufzuwerten. Ich hatte mich ja schon über die lustlose Art und Weise erregt, in der mein jüngeres Ich das Mexiko in einer Million Jahren zum pseudo-aztekischen Mexé umgeschrieben hatte. Immerhin, irgendwas hat’s doch. Ich träume momentan von HighTech-Hieroglyphen und kirbyesken Aztekenrittern – Göttern von den Sternen – auch hier liegen noch große Landschaften bereit, entdeckt zu werden. Wie auch immer. Jener „Der Schatz des Tezcatl“ den Titel gebende untote Hexer ist ja offensichtlich von Tezcatlipoca abgeleitet, „Rauchender Spiegel“, dem Obsidiangott der Nacht, des Nordens, der Erde, des Streites, der Herrschaft, der Wahrsagekunst, Versuchung, Hexerei, Schönheit, Krieg und Streit. (Niemand kann sagen, dass die blutigen Azteken es sich einfach gemacht haben mit ihrer Religion! In Europa hätte man einer so saturnischen Gottheit jedenfalls nicht ‚Schönheit’ zugeordnet.)

Der unheimliche Tezcatl residiert unter den Wellen des Haimeers. Tezcatlipoca hingegen ist nach manchen Quellen mit einer Dame namens Huixtocihuatl, der älteren Schwester des Regengottes Tlaloc, verheiratet. Einer Göttin des Salzes und des Salzwassers. (Dass sie auch die Schutzpatronin der Salzgilden und „loser“ Weiber war, scheint die Sache sogar noch… pikanter zu machen.) Mixen wir dazu noch die Geschichten der griechischen Meeresgötter, von Triton und seinen Geschwistern, und es ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten.

Als Schwester des Regengottes steht Huixtocihuatl nicht unbedingt ausschließlich für die See, sondern scheint mehr mit Flüssigkeiten allgemein zusammenzuhängen – dem Salz der Tränen, vielleicht auch der amniotischen Urflüssigkeit. Sie trug goldene Glöckchen und Schellen an den Knöcheln. Und ihr Schild war bemalt mit mit Wasserlilienblättern und Blumen, geschmückt mit Anhängern aus gelben Papageienfedern, Adlerfedern und den schimmernden Federn des Quetzal. Der Schildrand war besetzt mit gelben Papageienfedern. Wenn sie tanzte, schwang sie den Schild um sich in einem Kreis – offensichtlich ein Sonnensymbol oder vergleichbares.

Der Monat der Sommersonnenwende, vom 13. Juni bis 2. Juli, war ihr gewidmet, der Herrin des Salzes, und Xochipilli, dem Herren der Pflanzen und des Tanzes. Es waren die Feiertage zu Ehren des wiederkehrenden Wassers und des Wachstums des Getreides, auch bekannt als Tecuilhuitontli (Das Kleine Fest der Fürsten), benannt weil es die Aufgabe der Fürsten war, die Feierlichkeiten auszurichten und sich sehen zu lassen. Ein Sonnenwendfest, und wie bei allen Veranstaltungen dieser Art, eine glorreiche Mixtur aus Schönheit und Schrecken. (Wie alle Feiertage der Azteken gefiel sich auch das Kleine Fest der Fürsten in Blumen und Blut.)

Während dieses Monats wurde die Stadt mit Wasserpflanzen geschmückt, und eine besonders auserwählte Frau wurde Huixtocihuatl geopfert. Die Salzmacher tanzten zu Ehren ihrer Schutzpatronin zehn Tage lang in Paaren, die Partner durch ein Seil verbunden, das jeder an einem Ende festhielt, während sie für ihre Herrin sangen. Auch dem Patron der Blumen und des Tanzes wurde gedacht. Dies war das Kleine Fest der Fürsten, die mit Blumen geschmückt mit dem gewöhnlichen Volk auf den Strassen tanzten und Geschenke verteilten. Und blutige Opfer wurden den Korngeistern dargebracht, und die Menschen tranken Agavenbier und –schnaps in Unmengen. Nicht unähnlich dem Kölner Karneval, nach allem was man hört.

Dienstag, Februar 27, 2007

Unhappy Endings

Der narrative Imperativ – der Impuls, dem sich die erzählte Wirklichkeit unterzuordnen hat – in Werken des Grauens oder der phantastischen Apokalyptik, wie es die Geschichten von der Sterbenden Erde sind, ist von fast buddhistisch anmutender Konsequenz: Alles ist Leid, und alle sterben.

Das mag den pubertierenden Autoren erheitern, der lieber Horrorstories schreibt als seine Altersgenossen, die mit gleicher Anmut depressive Blankverslyrik über Liebesleid und das abgefuckte Essen in der Schulcafeteria verfassen. Der reife (also postpubertäre) Schreiber fühlt sich spätestens nach dem dritten Text, in dem die Hauptfigur im letzten Absatz ermeuchelt oder von einem plötzlich hervorspringenden cthulhoiden Monstrum verschlungen wird, ein wenig gelangweilt. Umso schlimmer, wenn es die eigenen Erzählungen sind, die man vor 20 Jahren sorgsam in einer Schuhschachtel versteckt hat.

So geht es mir momentan. Als ich vor einiger Zeit mal wieder mein Material sortierte, fiel mir auf, dass ich einige Erzählungen in den letzten Jahren nicht neu bearbeitet hatte, obwohl sie sich eigentlich anbieten würden. Drei Geschichten liegen jetzt vor mir, die ich im Auge habe. Anscheinend beziehen sie sich sogar aufeinander, was allerdings kein Wunder ist, da ich sie innerhalb einer Woche heruntergetippt hatte. Schauen wir sie uns einmal näher an (ich sage ‚wir“, aber natürlich ordne ich hier nur meine eigenen Gedanken vor Publikum, aber wenn Sie die Reise mitmachen wollen, sind Sie herzlich eingeladen.)

Zwei der Geschichten, „Der Taucher“ und „Der Schatz des Tezcatl“ spielen an und in einem Gewässer, das den Namen Haimeer trägt und an den Küsten eines eigenartig retroaktiven Mexikos liegt, mit Namen Mexé. Retroaktiv nenne ich es einfach, im Endeffekt scheint es sich um eine etwas laue Kopie aztekischer Namen und Phrasen zu handeln. „Der Taucher“ endet damit, dass der Titelheld eben nicht mehr auftaucht, „Schatz des Tezcatl“ eigentlich genauso, auch wenn es um einen Schatz (siehe Titel) und einige piratenartige Schatzsucher geht. Immerhin, netter Bezug aufeinander. Vielleicht taucht der „Taucher“ in der anderen Geschichte sogar wieder auf, um einmal ein Wortspiel zu quälen. In „Schatz“ (klingt fast gollumesk, diese verkürzte Art der Zitation, nicht wahr?) wird zudem noch auf die Ruinenstadt Birdum hingewiesen, von Mumien bewohnt, die in „Die Stadt“ (ich weiß, die Titel sind nicht die großen Knaller, aber wenigstens zutreffend) von einem Schatzsucher besucht wird, der – man ahnt es schon – im letzten Absatz dahingemeuchelt wird. Oder von einem cthulhoiden Monstrum verschlungen, ich weiß es nicht mehr. Gut, ich lüge. In einer von Mumien bewohnten Stadt erwartet man natürlich, dass es die Mumien sind, die meucheln. Hätte ich das bloß nicht schon weiter oben verraten.

Der narrative Imperativ herrscht also unumschränkt über die Ruinen dieser drei Geschichten. Alles ist Leid, und alle sterben, wenn sie nicht sowieso schon tot waren.

Was, wenn man jetzt diese drei Geschichten zu einer einzigen vereint?

Wird es besser? oder schlimmer? Kann man eine Pointe retten, indem man sie verdoppelt oder verdreifacht? Oder verlangt ein solcher Stoff nicht nach neuen, viel grausameren Lösungen?

Gibt es ein Happyend für Mumien?

Montag, Februar 26, 2007

Arullu :: Die Serie


Stand: 2007-03-01
Fern, fern von hier, durch namenlose Abgründe von Raum und Zeit von uns getrennt, an einem Punkt, den man das Ende der Zeit nennt, wenn der Strom der Zukunft versiegt und spärlich wird, werden alle Inseln dieser Erde vom zurückweichenden Meer und der Rotation ihrer Achse zu einer einzigen zusammengepresst werden, und ein Mann wird kommen, der sein Banner über allen Ländern dieses letzten Kontinentes errichten wird.
Arull wird man ihn nennen, den Eroberer, und er wird hundert Jahre regieren, bevor ein roter Komet aus dem Himmel fallen wird und ihn und seine Hauptstadt zerschmettert. Und dies sind die Länder, die Arull eroberte; ein letzter Kontinent unter einer schwachen, rötlich glosenden Sonne, der langsam aber sicher von Eis verkrustet wird und alle Spuren des Lebens verliert; ein Hort der Melancholie, eine Heimat der Sorgen und des Selbstmordes, benannt nach ihrem Eroberer ARULLU...



Alle Geschichten
Juvenalia
.A1. Der Stein [1984]
.A2. Der Pilz [1984]
.A3. Wenn die Götter rasen [1984]
.A4. Die Gärten von Maaal [1985]
.A5. Der Taucher [1985]
.A6. Der Schatz des Tezcatl [1985]
.A7. In der verlassenen Stadt [1985]
.A8. Die Stadt [1985]
.A9. Der Bestienstein [1985]
A10. Auf der Suche nach der verlorenen Seele [1985]
A11. Arne Scaevola [1987]
A12. Das Haus zur Roten Tür [1988]
A13. Von Wölfen gejagt [1988]
A14. Totenheer [1988]
A15. Totenherbst [1988]
A16. Liebe unter Verdammten [1988]
A17. Tlatoc Hen [1989]
A18. Der Schwarze Wagen [1989]

Adult
A19. Der Stein vom Aldebaran [1990] (NF 1)
A20. Die Sümpfe von Manou [1990] (NF 2)
A21. Xowóstoron [1990]
A22. Planet der Verdammten [1990]
A23. Das Reich der Toten [1992] (NF aus einer anderen Serie)
A24. Die Pilze von Abaddon [2001] (NF aus einer anderen Serie)
A25. Die Sümpfe von Manou [2007] (NF 20)

Unvollendet
--. Jephthas Sonne
--. Die Hexe von Kalfor
--. "Mazulibaliphos" (Arbeitstitel)
--. "Los Angeles Novelle" (Arbeitstitel)
--. Schwerter von Katmandu (NF 17)
--. Götter der Hohlwelt (NF aus einer anderen Serie)
--. Xowóstoron (NF 21)
--. Die Schätze des Tezcatl (NF 5,6,8)

Weiteres thematisch verbundenes Material vorhanden.

Zwei globale Landkarten finden sich >>> HIER

Sonntag, Februar 25, 2007

Zurück zum Notizbuch

In der letzten Woche habe ich einige Korrekturen & Verbesserungen hinter mich gebracht. Das übliche... Webseiten mussten verbessert werden, Grafiken gescannt, Texte korrigiert... Dafür habe ich mir den heutigen Tag mal gegönnt, meinen Schreibtisch ein wenig aufzuräumen und eine Partie Risiko zu spielen... nicht dass das eine Herausforderung ist... ich schummle da sowieso... Meiner Frau sitzt die Grippe in den Knochen, und es ist ungewohnt still hier...
Jedenfalls fiel mir ein gelber Zettel in die Finger, auf dem ich die letzte Zeit alles wissenswerte notiert habe. Schrecklich, so eine Angewohnheit. Am liebsten hätte ich ihn weggeschmissen. Aber drauf war auch die Tabelle mit den Namen, die ich durch Cut-up-Technik aus der Liste der Namen von Clark Ashton Smiths Zothique-Serie entwickelt hatte, und die ich dummerweise nur einmal ausgedruckt hatte, bevor ich die Datei löschte. Und die Namen darauf, jedenfalls diejenigen, die einigermaßen klingen, streue ich immer mal wieder in die Arullu-Geschichten ein. So eine Art ironische Homage an den alten Smith... und natürlich klingen "Geschichten vom Ende der Zeit" passender, wenn sie von exotischen Namen wimmeln. Ich hatte es mir bei den ersten Geschichten wirklich zu einfach gemacht. Es gibt einfach zu viele realexistierende geographische Bezüge, die nach einer Million Jahren wahrscheinlich längst vergessen sein sollten. Manche von denen ärgern mich inzwischen. Deswegen versuche ich sie unter einer Flut neuer, bizarrer Namen zu verstecken. Aber brauche ich dafür beknackte Zettel und noch beknacktere Quellendatein?
Also her mit dem alten Notizbuch für kreative Einfälle. Die Tabelle habe ich ausgeschnitten und reingeklebt. Ganz attraktiv, der gelbe Zettel inmitten meines unleserlichen Gekritzels. Es geht voran.

Gestern Nacht habe ich, während ich ein paar Folgen "Batman" ansah, versucht, einen Webbanner für die Arullu-Serie zu basteln, aber nichts, was mich befriedigt hätte, ist dabei herausgekommen. Vielleicht demnächst...

Donnerstag, Februar 15, 2007

Arullu :: Zwischenbericht

Erste deutliche Fortschritte in der Komplettbearbeitung der Arullu-Serie! Yay! Zwar bin ich immer noch nicht mit dem Magnum Opus "Xowostoron" fertiggeworden - besonders wichtig, weil es der chronologisch erste Abschnitt der Serie ist - habe ich en passant, also so nebenbei, schon mal eine andere Geschichte komplett umgeschrieben & stylistisch überarbeitet. Natürlich hat es immer noch Spuren des dekadenten düsteren Legendentones, der die Arullu-Geschichten prägt, aber man glaubt gar nicht, was man nach all den Jahren noch findet und verbessern kann. zur Feier des Tages einige der ersten Sätze:


DIE SÜMPFE VON MANOU
Neufassung

Eine dunkle Gestalt hockt in den Dünsten, klein und vornüber gebeugt auf einen goldenen Stab mit schwarzer Spitze gestützt, die wie die Überreste einer exotischen Blume geformt ist. Durch die Verkrümmung seiner Gestalt ist nicht völlig klar, ob es sich bei ihr um einen Menschen oder etwas anderes handelt. Sie ist in fadenscheinige Fetzen gehüllt, die ihr seltsames Gesicht verbergen, und eine rauhe, murmelnde Stimme dringt zischelnd aus dem Schatten...

Jenseits der bekannten Orte, im Reich Sinu mit seinen Idolen aus unerklärlichem gelbem Gestein, jenseits aller Berge und Auen, Flüsse und Seen, jenseits aller menschlichen Behausungen, in den stets von giftigen Nebeln verhangenen Schattenlanden jenseits des Flusses Manou, wuchert am Rande eines schwarzen Sumpfes ein seltsamer Pilz von eigentümlicher Farbe und Form. Nur hier kann man ihn finden, fern der sauberen Schlingen des langsam dahin fließenden Stromes, in schlammigen Seitenströmen und den hundert braunen Sumpflöchern, die von dunkler, weich zerfließender Erde umgeben sind.

Die Sümpfe sind alt, von Fäulnis durchtränkt, ein Hort von Seuchen. Niemals hat der Fluss diese Sümpfe gereinigt, und so stinken sie vom Unrat ungezählter Jahrhunderte.

Montag, Februar 05, 2007

Arullu :: Design

Es läuft nicht immer so, wie es sein soll. Momentan komme ich mit dem Schreiben nicht weiter; es geht zu schleppend, selbst wenn ich genau weiß, wie die Handlung ausgelegt ist. Sobald man mehr Zeit mit Worten verschwendet als mit ganzen Sätzen, sollte man etwas anderes machen.
Ich habe also gestern ein wenig daran gebastelt, das Arullu-Logo, ich seit 1982 (?) verwende, ein wenig aufzufrischen und Titelbilder für die Taschenbücher zu entwerfen, die ich dieses Jahr hoffentlich noch herausbringen werde.
(Wie man unten sieht, habe ich mein erstes Logo mit der Hand (ab?)gezeichnet. Anscheinend ohne Lineal. das geht nun gar nicht. Und früher haben Leute gutes Geld dafür bezahlt, wenn ich ihnen Logos entworfen habe. Den gleichen Service kann ich schliesslich auch mal mir selbst angedeihen lassen, oder?)



1. Zuerst habe ich die grösste Version des handgezeichneten Logos eingescannt und vektorisiert.
2. Alle Linien und Punkte wurden mit Hilfe eines Punktgitters ausgerichtet und wenn nötig, nachkorrigiert, um z.B. Parallelen zu erlangen. (Ehrlich gesagt, war es natürlich ziemlich nötig. Das einzige, was übrig geblieben ist, sind die Proportionen und der Stil. Den Pseudo-3-D-Effekt des Original-Logos habe ich erstmal verworfen, für später.)
3. Die handentworfene Schrift wurde ein wenig geglättet. Dies bedeutet vor allem, dass das "R" durch ein neues ersetzt wurde, das sich aus dem "A" ableitet. Es ergibt sich dadurch eine nette Pseudo-Symmetrie.
4. Jetzt mit Hilfe eines Extrusions-Befehles den ursprünglichen 3-D-Effekt wiederhergestellt. Nur diesmal mittig, d.h. auf einen anderen, zentraleren Fluchtpunkt aus. Vorher habe ich noch den Schriftabstand etwas schlanker gemacht.
5. Fertig. Mir gefällt's.

Freitag, Februar 02, 2007

Geschichten aus der Gruft [7] Eine Seite Arullu

Bei der Überarbeitung meiner Kurzgeschichten fallen immer mal wieder ganze Abschnitte oder Geschichten unter den "Schneidetisch". So zum Beispiel meistens jene Texte, die ich als Füllmaterial verfasste und die meistens genau eine DinA4-Seite umfassten. Nur selten kann man aus solchen Texten noch etwas Grosses machen, vor allem, wenn man vorher noch den korrupten Stil vergangener Jahrzehnte herausfiltern will. Ach nee, lass gut sein... lieber was Neues. Hier zur Unterhaltung also wieder mal eine Jugendsünde...


DER TAUCHER (1985)

An den dampfenden Küsten des Haimeeres war der carpensische Taucher Dhounio wohlbekannt, und die Töchter der Fischer erröteten bei der Nennung seines Namens. Keine Perlenbank war ihm unbekannt, und keiner der Taucher seiner Zeit konnte mit ihm konkurrieren, galt es in den verschwommen grünen Tiefen des Meeres die sagenhaften Geisterperlen zu finden, für die die kalforschen Händler, die an der Küste entlang ihre Kontore hatten, Höchstpreise zahlten.

Nur der Taucher Dhounio konnte solange unter Wasser bleiben, wie es dauerte, eine vollständige Rhinomuschel vom Grunde abzulösen. In seiner Hütte stapelten sich die Trophäen seiner Tauchabenteuer: Goldene abyssische Muschelschalen, von Kristallen überzogene geborstene Krakenpanzer, Reliquien der alten Städte, die vor ungezählten Äonen im noch jungen Haimeere versunken waren. Reliquien, die der Taucher in den von Tang und Schleim überzogenen geborstenen Mauern jener verschollenen Kulturen gefunden hatte.

So tauchte er und fand sein Glück in der grünlichen Tiefe des Meere in den fleischigen Innereien von Muscheln, zwischen den morschen Planken versunkener Piratengaleeren aus dem fernen, kalforschen Norden. Doch jedes Glück mag einmal enden, und die grimmen Parzen bestimmen es ungeachtet aller Proteste, trotz Qual und Ungerechtigkeit. Doch wie sollte dies der junge Taucher wissen, als er frühmorgens seine Segel setzte; und ins offene Meer hinaus sich treiben ließ.

Die Fahrt ging stetig, Bald schon sagte ihm die außergewöhnliche Rotfärbung des Meeres, dass er sich einer Kolonie der sehr wertvollen, hochgiftigen Feuermuscheln näherte, deren Schalen wertvolle Pulver und Extrakte ergaben, die er mit viel Gewinn nach Texé oder Milesium verkaufen konnte. So warf er den Anker und ließ sich, nachdem er die Segel niedergelegt hatte, in das kühle, violette Wasser gleiten, dann in die Tiefe herab...

Der Atem pochte in seinem muskulösen Leib, als er in die Tiefe sank, von einem Stein herabgezogen, den er bald fallen ließ, als er die Tiefe erreicht hatte, in der die Feuermuscheln wuchsen. Und dort waren sie auch, Reihe an Reihe, rot-giftig glühend im schlammigen grünen Wasser.

Dhounio ließ sich auf die Muscheln zutreiben und löste mit ein paar geschickten Schnitten vier Muscheldeckel ab, die er in dem Netz verstaute, das an seinem Gürtel befestigt war. Dabei machte er einen grünlich phosphoreszierenden Lichtschein nur wenige Schritte entfernt aus, aber er hatte bereits zuviel Luft verbraucht, um dies noch untersuchen zu können.

So ließ er sich eilig nach oben schießen. Über dem Meer wehte eine steife Brise. Er warf die roten Muschelschalen in sein Boot und nahm einen weiteren Stein an sich. Er grinste seltsam und sank dann in Gedankenschnelle wieder herab in die klammen Tiefen der See, auf das verlockende grünliche Leuchten zu. Der Atem pochte in ihm, und sein Herz dröhnte in dem kühlen Kerker, als er wieder derunten war. Waren nicht die herrlichen Edelsteine von Mech, die Zamarani, solchermaßen leuchtend? Dhounio glitt näher auf das Leuchten zu. Wahrlich! Dies war ein solch immens wertvoller Edelstein, der auf einem fleischigen Stängel zu thronen schien. Habgier packte den Taucher, und eilig schwamm er darauf zu und packte den köstlich grün schimmernden Zamarani.

Einen Augenblick später zerriss Aufruhr das grünliche Meer. Zähne zerfetzten Fleisch, schrille Schreie erstickten in der Tiefe. Knochen barsten, dann war wieder Ruhe eingekehrt, und nur eine dunkle Wolke roter Schwaden kündete noch von der Anwesenheit eines Menschen in der Tiefe.

Eine ungeheure Wesenheit, kalt und schleimig, mit perlmuttnen Schuppen gepanzert, verdaute das Fleisch des Tauchers. Dann streckte der Angler neuerlich seinen Köder aus, auf dem verlockend leuchtend ein großer, grünlich schimmernder, sehr wertvoller Edelstein thronte...

Donnerstag, Februar 01, 2007

Rückblick :: Januar 2007

Man mag es nicht glauben, aber obwohl ich nicht viel beenden konnte, weil mich die asthmatische Bronchitis.... oder war es bronchitisches Asthma?... darnieder streckte, bin ich nicht unzufrieden mit den Ergebnissen des Januars. Ein wenig Selbstverhätschelung kann nicht schaden, sagte der grimmige Autor und biss finster auf das Mundstück seiner Zigarre. Nicht alle Ergebnisse kann man gleich vorweisen, aber auch Vorarbeiten können auf eine gewisse, fragwürdige Weise recht befriedigend sein.



Die auch auf den Seiten des NEMED HOUSE BLOGs offensichtliche Beschäftigung meinerseits mit dem Subgenre "Sterbende Erde" geschieht natürlich nicht nur, um mir die dunklen Winterabende zu vertreiben. Dafür hab' ich genug andere Spielzeuge, und meine Frau würde mir auch die Ohren langziehen, wenn ich nur comiclesend, ballerspielend, briefeschreibend an der Tastatur hängen würde. Die "Sterbende Erde" wird bereist als thematische Ergänzung und semiotische Forschung zu dem, was mich momentan am meisten beschäftigt, nämlich die komplette Überarbeitung und Neufassung meiner Serie von Kurzgeschichten, die auf dem Endzeitkontinent Arullu spielen. Ich erwähnte sie sicherlich schon. Alles zusammen werden es wohl mindestens zwei Bücher ergeben, und das ist tatsächlich auch der Grund, weswegen ich mir diese Schätzchen noch mal vornehme. Ich habe nämlich vor, diese noch vor meinem nächsten Geburtstag zu veröffentlichen. Nähere Details folgen.



Momentan bin ich dabei, die in der inneren Chronologie erste Geschichte komplett umzuarbeiten. Tatsächlich bleiben von allen Sätzen nur Bruchstücke übrig, dafür erfreue ich mein fiebriges Hirn mit dem ganzen neuen Material, das sich langsam herausschält. Die Geschichte war in ihrer ersten Fassung recht linear: Die letzten Wissenschaftler der Sterbenden Erde verfallen in ihrer Hybris in eine hysterische Progromstimmung, der als erstes ihre abergläubischen primitiven Nachbarn zum Opfer fallen. Aber die Zeit ist eine andere, und die Wissenschaft versinkt unter den Vorzeichen wiederkehrender Magie und seltsamer Götter. Eine Art Apokalypse am Anfang sorgt schon dafür, dass man merkt, dass es auf Arullu nicht nur Frohsinn und Schunkeln gibt. Leider hatte ich relativ ungeschickt Propagandaphrasen aus den dreißiger Jahren diesen Wissenschaftlern in den Mund gelegt, und bei nochmaligem Lesen klingt dies selbst für meine Ohren zu schwülstig. Also zurück an die Tastatur...
Stattdessen gibt es jetzt kadaverartige Missionare und einen sogenannten "Engel", eine HighTech-Variante des Dädalus-Mythos. Diesen Absatz z.B. habe ich heute morgen getippt:
Die Männer in Schwarz hassten die Erecros.
„Was sind das für Wesen?“, flüsterten sie miteinander, als sie mit den blauen Menschen weiter in den Norden zogen. „Sie leben von einem Tag in den anderen, wie Tiere, sie lachen, sie weinen, aber denken sie wie wir?“, murrten sie, und verzogen verächtlich die verdorrten Lippen über lange scharfe Zähne. „Soll dies das Volk des Nordens sein? Was wissen sie schon von den Schätzen der Menschheit? Was wissen sie schon von Polaris? Dem schimmernden, ewigen Polaris?“



Positives Zeichen des letzten Januartages:
Ein guter Freund ist heil und gesund aus Nepal zurückgekehrt, und hat schöne devotionale Handarbeiten mitgebracht, Geschenke ohne Gegenleistung. Also kräuselt sich gerade neben mir ein Räucherstäbchen aus einer tibetanischen Räucherschatulle, und eine aussergewöhnlich feingearbeitete Boddhisattvastatue beäugt mich kritisch.
Negatives Zeichen des letzten Januartages:
Nach Äusserungen des Experten ist indisches Bier merkwürdig oder eklig, und deutsches Bier sehr viel erfreulicher. Was natürlich bedeutete, dass wir gestern abend kollektiv den mystischen 11er der Astra-Brauerei umkreisten. Aargh.



Eigenartigste Suchanfragen der letzten Wochen, die Leser hierher führten:
(und nein, ich weiss nicht, was das soll, und doppel-nein, nur weil die einzelnen Worte sich auf meinen Seiten finden, heisst das noch lange nicht, dass sie in einem Sinnzusammenhang stehen.)

  • bärenhäuter ausschnitt
  • capitain chaos gedicht
  • gebiss des krokodils
  • hebephrenie geschichten
  • leiber nackt
  • monitorwand selber bauen
  • pulp fiction+typische getränke
  • qunintenzirkel [Da ist er wieder, mein alter Feind!]
  • spezielle orgien
  • weihnachtsfrauen sack
  • welche temperatur muss kindergartenessen haben [??]
  • wie schleim, gespuckt auf eine schiene [???]
  • wo kommt der begriff "runterholen" her
Weiterhin: Alles was mit Porno und Lazy Town zu tun hat, allerdings auch alles, was mit Porno in Lazy Town zu tun hat. Aber das wundert mich schon lange nicht mehr. Ihr kranken Säcke. Das einzige, was es raus reißt, sind ein Haufen Anfragen nach Clark Ashton Smith und Robert E. Howard und ihren Werken. Wenigstens sind die nicht ganz vergessen.